Mit 1000 Euro zum Energiewirt

Heute sind die Bunker im Munitionsdepot zur Tarnung mit
Gebüsch überwuchert. Das soll gerodet werden, so dass dort
Platz für Photovoltaik-Module entsteht.
(Foto: Wilfried Gerharz)
Saerbeck - Für 1000 Euro können die Saerbecker demnächst „Energiewirt“ werden. Mit diesem Betrag nämlich werden sich Interessenten in die „Bürgergenossenschaft Photovoltaik“ einkaufen können, deren Gründung die Volksbank noch für dieses Jahr erwartet. Dass das Interesse daran riesig ist, zeigte sich bei der Volksbank -Mitglieder ver samm lung am Montag in der Bürgerscheune, als Bürgermeister Wilfried Roos und Volksbank-Vorstandsmitglied Ansgar Heilker das Projekt vorstellten. Rund 200 Volksbank-Mitglieder und andere Interessenten waren gekommen, um sich zu informieren. Heilker meinte denn auch optimistisch zum Projekt Bürgergenossenschaft: „Ein Engpass ist derzeit weniger das Kapital als die erforderlichen Investitionsmöglichkeiten.“
Denn in großem Stil investiert werden kann erst ab 2011 - dann nämlich werden im Munitionsdepot 7500 Quadratmeter geeignete Flächen auf den Bunkern zur Verfügung stehen. Deren Ausstattung mit Photovoltaikanlagen könnte Sache der Bürgergenossenschaft werden. Doch schon jetzt sollte die Genossenschaft für die Finanzierung von Sonnenkraftwerken auf vorhandenen Gebäuden sorgen, um das Ziel der Klimakommune Saerbeck, bis 2030 mehr Strom zu erzeugen als zu verbrauchen, bald zu erreichen. Die Volksbank und die Gemeinde suchen geeignete Dächer, die die Besitzer vermieten wollen. Außerdem wird derzeit daran getüftelt, ob und in welcher Form sich die Genossenschaft auch an Windkraft wird beteiligen können. Eine Bürgerwindenergieanlage ist im Bioenergiepark auf jeden Fall vorgesehen. Heilker zum gegenwärtigen Stand des Konzepts: „Zunächst wird das ein Sammelsurium verschiedener Investitionsmöglichkeiten sein.“
Der Volksbankchef erläuterte, warum gerade eine Genossenschaft
sich eigne, um solche Vorhaben in den Stiel zu stoßen: Die
Gefahr von Misswirtschaft sei sehr gering, da Genossenschaften
scharf geprüft würden. Insolvenzen seien bei Genossenschaften
die große Ausnahme. Die Mitglieder hafteten selbst im
schlimmsten Fall nur mit ihrer Einlage. Und wenn sie ihr
angelegtes Geld brauchten, könnten sie ihre Anteile gegen Bares
jederzeit zurückgeben. Außerdem hätten die „Genossen“ große
Mitspracherechte, wählen sie doch beispielsweise den
Aufsichtsrat. Heilker: „Die Genossenschaft gehört quasi ihren
Mitgliedern.“
In seinem Referat zum Thema hatte Bürgermeister Wilfried Roos
zuvor betont, dass es das Besondere am Saerbecker Konzept einer
Klimakommune sei, dass die Bürger und Betriebe vor Ort davon
profitierten und dass die lokale Versorgungssicherheit im
Mittelpunkt stehe. Andere Kommunen hätten ihre Energieparks mit
Investoren von außen realisiert mit dem Ergebnis, dass die
Gemeinden finanziell kaum profitierten. Das Interesse der
Saerbecker Bevölkerung, selbst in den Bioenergiepark zu
investieren, sei überwältigend. Ursprünglich habe man nur daran
gedacht, einige Photovoltaikanlagen durch Bürgerinvestitionen
zu finanzieren. Roos: „Die Anfragen aus der Bevölkerung zeigen
aber, dass das ganz andere Dimensionen sein könnten.“