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- Veröffentlicht: Sonntag, 12. Dezember 2010 21:59
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Westfälische Nachrichten, 17.11.2010
Sonne sorgt für Dividende
Lang hat´s gedauert, jetzt können sie die Früchte ernten: Die beiden Vorstände Alfred Wennemann (links) und Josef Wessels (rechts) von der Bürgergenossenschaft „Energie für Saerbeck“ freuen sich mit Bürgermeister Wilfried Roos darüber, dass ein wichtiges Ziel im Klimakommunen-Prozess erreicht ist: Die Bürger profitieren auch finanziell von Investitionen in die Zukunftstechnologien. Foto:(Alfred Riese) |
Saerbeck - Der Strom aus den Photovoltaikanlagen auf fünf Dächern der Gesamt- und der Grundschule fließt ins Netz, die Einspeisevergütung fließt zurück und über eine kleine Zwischenstation auch auf die Konten von Saerbecker Bürgern. „Vollzug“ meldeten gestern Alfred Wennemann und Josef Wessels von der Bürgergenossenschaft „Energie für Saerbeck“. Sie standen zusammen mit Bürgermeister Wilfried Roos auf dem Hof der Maximilian-Kolbe-Gesamtschule und betrachteten das Werk, an dem sie fast ein Jahr lang gearbeitet und mit den RWE als Netzbetreiber gekämpft hatten.
130 Kilowatt Maximalleistung ließ die Genossenschaft seit Ende August auf den Schuldächern montieren - das entspricht etwa dem Jahresbedarf von 30 Vier-Personen-Haushalten. 60 Kleininvestoren hatten seit Gründung der Genossenschaft im Dezember 2009 Anteile zu je 1000 Euro gekauft. Zusammen mit Förderkrediten der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (kfw) steckte die Genossenschaft 330 000 Euro in die Anlagen. Nachdem nun auch der Netzanschluss hergestellt ist, wird der Strom von den Dächernins allgemeine Stromnetz eingespeist und gemäß dem Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) von den RWE vergütet mit einem Satz, der über dem durchschnittlichen Marktpreis pro Kilowattstunde liegt. Mit diesen Einnahmen bestreitet die Genossenschaft die Finanzierung. Darüber hinaus rechnet man mit einer Dividende für die Anteilseigner von 4,5 Prozent jährlich, erklärte Josef Wessels vom Vorstand der Bürgergenossenschaft.
Mit der Montage der letzten Module Ende der Herbstferien und dem Netzanschluss hat die Genossenschaft den ersten Investitionsabschnitt vollendet. Es soll aber weitergehen, kündigte Alfred Wennemann an. Das nächste Projekt ist eine 30-Kilowatt-Anlage auf dem Dach der Turnhallen. Und dann folgen die „großen Brocken“, blickte Josef Wessels in die nähere Zukunft: Im Bioenergiepark auf der Fläche des früheren Bundeswehrdepots sollen Solarstromanlagen mit einer Maximalleistung von 500 Kilowatt auf Bunkerdächern gebaut werden, zudem plant die Bürgergenossenschaft, sich dort an einem 4,8 Millionen Euro teuren Windrad zu beteiligen.
Die Bürgergenossenschaft bietet Saerbeckern die Möglichkeit, sich an Projekten im Rahmen der Klimakommune Saerbeck und des Bioenergieparks zu beteiligen - so weit, so gut. Eher schlecht sind die Vorstände auf die RWE als Netzbetreiber zu sprechen. „Die Verhandlungen sind schwierig“, beklagte Alfred Wennemann. Etwa seien mündliche Zusagen zwar bei Ortsterminen gegeben, aber dann nicht eingehalten worden. „Wir mussten mehrere Wochen auf den Einbau des Stromzählers warten“, ergänzte Josef Wessels. Hinzu kommen gesetzlich vorgegebene Hindernisse, die zum Beispiel einen kostenträchtigen Netzanschluss der Turnhallen-Anlage über den Falke-Treff nötig machten. Der ursprünglich geplante Termin, die Anlagen noch vor Ende Juni ans Netz zu bringen, konnte nicht zuletzt wegen dieser Hemmnisse bei weitem nicht gehalten werden. Jetzt aber scheint über dem ersten Projekt der Bürgergenossenschaft erst einmal (hoffentlich) die Sonne, der Strom fließt und die Einnahmen auch.
VON ALFRED RIESE