Münstersche Zeitung, 24.06.2011

(Bio-) Energie

"Saerbeck ist ein Vorzeigedorf"

SAERBECK. Energie für Saerbeck – das ist nicht nur ein knackiges Schlagwort für die kontrollierte „Wende“ im Dorf, das ist auch der Name der hiesigen Bürgergenossenschaft. Und eben diese wird in wenigen Tagen als erster Produzent im Bioenergiepark den Schalter umlegen, fortan mit Photovoltaik Strom erzeugen. Mit Alfred Wennemann, Vorstand der Genossenschaft, sprach GZ-Redakteur Marc Geschonke über Großanleger, das Interesse an Energiethemen und den Bioenergiepark.

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Alfred Wennemann (l.) und Josef Wessels: Im Bioenergiepark wird die Genossenschaft mit ihren Photovoltaikflächen erster Produzent sein.  (Foto: Geschonke)

Herr Wennemann - hat Saerbeck bei so viel ringsum fließender Energie eigentlich noch Lust auf das Thema?
Ich würde schon sagen, dass Saerbeck da ein Vorzeigedorf ist – das Interesse ist riesig und das Thema damit längst nicht vom Tisch. Man muss ja allein schon den Tag der offenen Tür im Bioenergiepark sehen: Da war die ganze Zeit etwas los, auch aus umliegenden Gemeinden sind sie gekommen und haben sich hier gezielt informiert.

Nun liegen die Photovoltaik-Module auf den Dächern des Bioenergieparks. Sie sind zufrieden mit der bisherigen Entwicklung?
Ja, zufrieden sind wir auf jeden Fall. Letztendlich auch ein bisschen stolz. Warum auch nicht? Wir haben das wahrgemacht, was wir wollten. Am 30. Juni geht es nun pünktlich los – sobald die Module und die Zähler angeschlossen sind, gibt es für uns eine Vergütung. Nur dann.

Sie sind ja erster Produzent im Park… Hand aufs Herz: Hätten Sie das gedacht?
Um ehrlich zu sein: nein, das hatte ich nicht erwartet. Noch vor nicht ganz zwei Jahren haben wir ja erst die Genossenschaft gegründet. Das alles war da noch weit weg! Es wurde immer davon geredet, viel diskutiert. Aber dass es so schnell geht...

Apropos: Ist das nun der erhoffte schnelle Haushaltsretter – oder doch eher ein gutes Ding, das Weile braucht?
Ich bin mir sicher, dass der Bioenergiepark irgendwann Mittel und Gelder in die Kasse spülen wird, das wird aber noch so zwei, drei Jahre dauern. Ob das aber der kurzfristige Retter ist – na, da würde ich vorsichtig sein. Auf Sicht gerechnet: Die Gemeinde kann froh sein, dass sie dieses Pferd im Stall hat. Aus den Windrädern wird dieses Jahr aber auch kein Strom mehr fließen, das weiß der Bürgermeister. Ich sehe das aber insgesamt sehr positiv.

Wie bewerten Sie das Interesse am Verkauf der Geschäftsanteile in Sachen Photovoltaik?
Ich habe den letzten Zwischenstand noch gar nicht. Aber die nach nur zwei Tagen schon eingeworbenen 60 000 Euro haben mich doch sehr erstaunt, ich find das unheimlich toll.

Die Grundschule und Gesamtschule haben Sie auch schon ausgerüstet – wie geht es jetzt auf privaten Dächern weiter?
Das haben wir gar nicht mehr ins Auge gefasst, da lohnt es sich einfach nicht. Es hat sich in Saerbeck als nicht realisierbar herausgestellt. Landwirtschaft und Gewerbe haben sich von uns alle toll beraten lassen – dann sich aber selbstständig die Module aufs Dach gelegt. Auf anderen Dächern passte es einfach nicht. Deshalb haben wir das Thema nicht weiter verfolgt.

…und das eigene Windrad?
Das ist durchaus ein Thema, muss aber noch anders strukturiert werden. Eine GmbH steht im Raum. Die Kosten von 4,8 Millionen Euro sind für die Bürgergenossenschaft doch etwas viel, ich habe im Moment noch ein bisschen Bedenken, wie wir das hinkriegen. Vielleicht nehmen wir da doch ein paar Großanleger mit hinein?

  Foto und Artikel von Marc Geschonke

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